Donnerstag, 14. Oktober 2010

Die sechste Woche... Von Didyma über die Bucht von Kazıklı nach Bodrum

In der Marina von Didyma trafen wir sehr viele deutsche Segler. Da wir dort den Sturm abwarteten und einige Tage weilten, so auch fast Nachbarschaft mit den deutschen Seglern pflegten, begannen wir schon fast sesshaft zu werden und fingen an das Meer zu vermissen. Als es dann endlich weiterging und wir wieder mit dem Meer verbunden waren, strahlten wir alle und auch unsere Tiere an Bord schienen darüber froh zu sein.
Auf zur Endstation...
Nach dem Frühstück fahren wir gegen Mittag los. Unser Ziel ist die Bucht Kazıklı Koy. Das Wetter ist gut und das Meer und der Himmel sind unvorstellbar blau. Umgeben sind wir von grossen Hügeln, die jetzt grösstenteils mit Pinien und nicht mehr so sehr haeufig mit Olivenbaeumen bewachsen sind. Diese Farbkombination von strahlendem Blau und intensivem Grün laesst die Stimmung steigen.
Wir kommen an verschiedenen Balık Çiftliği (Fischerfarmen) vorbei, denn hier scheint der Fisch für den groesseren Bedarf und für den Handel herzukommen. Nach einer angenehmen Fahrt kommen wir in der Bucht an und ankern. Es soll unsere letzte Station in einer Bucht sein, wo wir noch einmal ausgiebig schwimmen können.
Abends, als wir den Sonnenuntergang geniessen, kommt Cemals Anruf (ein alter Schulfreund von Hasan), dass er zu uns segeln möchte. Wir müssen allerdings am naechsten Morgen früh weiter, denn es soll am Abend ein grosser Sturm kommen. Wir schwimmen morgens noch einmal und fahren recht früh los. Ein Frühstück gibt es diesmal unterwegs auf dem Boot. Dazu habe ich leckere Sandwiches gemacht. Das Wetter ist an diesem Tag ein wenig trübe und es fiselt ein bisschen. Doch allerschönste Ausblicke auf  das Meer und die Wohnsiedlungen am Festland sorgen dafür, dass wir Spass haben.
Plötzlich steht waehrend der Weiterfahrt ein Boot quer vor uns in unserer Route… Es sind Ayşe und Cemal!!! So eine Überraschung! Sie winken uns zu. Ihr Boot ist neu ausgestattet und grösser als unser Boot. Cemal ist ein echter Seemann und sieht auch so aus.



Von dort bis Bodrum (etwa 5 Stunden) segeln wir gemeinsam weiter. Der Wind ist passend und unsere Boote schweben gemeinsam über das Meer. Wir winken uns zu und lachen und geniessen das Gefühl der Verbindung mit einem anderen Segelfreund. Ein so nette Art in Bodrum empfangen zu werden macht uns, vor allem Hasan glücklich. Hasan strahlt und lacht…
Per Funk (was ich auch lerne) gebe ich der Marina in Bodrum Bescheid, dass unser Boot in 10 Minuten in der Marina in Bodrum einlaufen wird. Professionell natürlich:  hier Phönix… Milta Marina bitte antworten…hier Milta…wir hören…Segelboot Phönix kommt in 10 Min. in Milta  an…Laenge: 8,70m etc…..
Das Lotzenboot kommt uns entgegen und führt uns an unseren Anlegeplatz. Wir landen gut, baendeln und binden und als ich nach oben schaue, erkenne ich unseren alten Freund Ömer, den ich seit etwa 30 Jahren kenne. Cool guckt Ömer uns entgegen und dann sagt er zu Hasan, der noch mit dem Anlegen beschaeftigt ist und Ömer noch gar nicht registriert hat: “Tolles Boot aber was hat es nur für einen Kapitaen…” Hasan jubelt und freut sich, Ömer zu sehen. Ömer ist hier in dieser Marina der Direktor und hat uns einen wunderbaren Platz für unser Boot organisiert. Ömer heisst uns willkommen.
Etwas spaeter kommen auch Cemal und Ayşe, die hier  auch ihren Liegeplatz haben. Cemal und Ayşe laden uns zum Abendessen im Restaurant der Marina ein. Der Abend wird zu einem Raki-reichen Treffen von Schulfreunden, denn es kommt ausser Ömer auch noch Ergun, ein anderer alter Schulfreund. Die “Denizciler” (Freunde von Hasans Schulzeit bei der Marine) sind beisammen! Wir sind begeistert von den leckeren Speisen, die Cemal für uns bestellt und trinken und quatschen bis in die Nacht. Wir fühlen uns in Bodrum wie zu Hause, denn so viele alte Freunde von uns sind auch hier und empfangen uns so nett. Am naechsten Abend kommt auch noch ein weiterer Freund, der hübsche Freund Bülent mit seiner Frau Gülperi dazu.
Nach einem gemeinsamen Frühstück mit Cemal und Ayşe auf unsrem Boot schaue ich mich in Bodrum um.
Bodrum ist ein sehr bekannter und beliebter Ort in der Türkei, in dem man sich gerne niederlaesst. Es gibt in der Umgebung viele Siedlungen von Sommerhaeusern. Viele Aussteiger und viele Auslaender als Touristen, aber auch welche, die sich hier niedergelassen haben, leben hier. Bodrum hat ein reges Nachtleben mit vielen modernen Cafes, Restaurants etc. Für uns schon fast ein bisschen zu laut. 
Die schöne Festung von Bodrum gefaellt mir besonders gut. Auch in Bodrum verkauft man viel Fummel aus China. Früher (ich war hier 1987 das letzte Mal) fand man überall Produkte der Leute vor Ort.
Die Umgebung und die Natur um Bodrum herum sind einfach wunderbar. Die griechischen Inseln sind ganz in der Naehe und im Hintergrund ganz deutlich zu sehen. Bodrum hat einen typischen Baustil. Alle Haeuser sind weiss, max. zweistöckig und haben anstelle eines Daches eine Dachterasse, die man im heissen Sommer gerne nutzt, um dort zu schlafen. Obwohl nun schon Oktober ist, haben wir tagsüber noch viel Sonne und Temperaturen von 25-30 Grad. Allerdings ist es nachts schon kühl.
Wir verbringen ein paar weitere Tage in Bodrum. Am zweiten Abend gibt es fast ein Klassentreffen. Wir und alle anderen Freunde aus Bodrum essen gemeinsam beim Italiener Gourmet-Küche… mal Fleisch nach so viel Fisch in den letzten Wochen.
Am Abend danach werden wir von Bülent eingeladen. Er wohnt im Nachbarort. Seine Frau Gülperi hat, als wir ankommen, auf der Terasse ein feines Abendessen mit tausend Vorspeisen hergerichtet. Es wird wieder ein bunter Abend mit viel Geplauder,Wein und Raki.
Am Sonntag sind genau 6 Wochen vergangen und wir bereiten die Heimfahrt vor. Hasan und ich holen einen Mietwagen vom Flughafen ab. Montag soll’s wieder nach Istanbul gehen.
Der Sonntag bietet noch eine Überraschung: morgens nach dem Duschen steht auf dem Steg ein Mann mit Seglermütze und ruft “Phönix… Phönix…”. Es ist Cüneyt, den wir neu kennenlernen. Er hat Hasans türkischen Reisebericht gelesen und kommt vorbei, um die Besatzung von Phönix kennenzulernen. Unser Mut hat ihn beeindruckt. Cüneyt leistet uns waehrend des Frühstücks Gesellschaft, lacht viel und erzaehlt. Er ist wie auch Hasan Mitglied im Verein der “gezgin korsanlar” (der reisenden Piraten). U.a. veröffentlicht er in einer türkischen Zeitschrift interessante Berichte über Leute, die auf dem Meer das Abenteuer suchen. Hasan und Cüneyt haben sich so viel zu erzaehlen, dass Cüneyt uns noch für den Nachmittag zum Tee zu sich Hause einlaedt. Er wohnt mit seiner netten Frau in einem sehr schönen Haus am Hang. Wir geniessen von ihrer Terasse den Blick auf  Bodrum, die Festung, das Meer und die griechischen Inseln.
Cüneyt schreibt  an diesem Tag über uns im Internet:
Cüneyt Baygün La goélette / Karabiber, Ekim 09, 2010, 18:44:34 »
Hasan korsan ve değerli tayfaları ile buluştuk.
Şahane  bir kahvaltı sofrası boyunca misafirleri oldum.
Müthiş bir ekip… Harika insanlar
Gezi notları tamamda, perde arkası daha da heyecan verici
Benim için yeni bir "olağan insanların olağanüstü maceraları" hikayesi..
40 gün boyunca süren bir macera;
Zor denizler;
İlk kez denizlere çıkan bir ekip;
Sıfır deneyim;
Minnacık bir tekne,
Full artı full sayılamayacak sınırlı donanım.
Herşeyi ilk kez yapan 60 yaşında bir kaptan;
Daha önce hiç bir deniz deneyimi olmayan iki cesur ve dayanıklı korsaniçe;
Bir siyam kedisi,
Bir cooker
Sonuçta mutlu keyifli ve denizdeki yaşama arttırarak devam etmeye kararlı hedeflerini yakalamış,"yaparım" dediklerini yapabilmiş kazanan insanlar..
Müthiş..
Kutluyorum ve bu arkadaşları da (haddim olmayarak) Ateş Erim tayfasından sonra "yılın 2. gezgin korsanı" ödülüne aday gösteriyorum..
auf Deutsch:
Cuneyt Baygün, La Goélette / Pepper, 9. Oktober 2010, 18.44.34 »
„Ich traf mich mit dem Piraten Hasan und seiner wertvollen Matrosencrew, um sie kennenzulernen.
Ich war Gast waehrend eines wunderbaren Frühstücks.
Ein tolles Team ...
Wunderbare Menschen …
Reisenotizen o.k., aber hinter den Kulissen sieht es noch spannender aus...
Für mich ist es eine neue "Geschichte über aussergewöhnliche Abenteuer einfacher Leute"
Ein 40-taegiges Abenteuer…
Schwierige Meere…
Eine Crew, die zum ersten Mal auf dem Meer war…
Null Erfahrung…
Ein winzigkleines Boot…
Nicht übermaessig, aber nur mit dem Notwendigsten ausgestattet…
Ein 60-jaehriger Kapitän, der das alles zum ersten Mal macht…
Zwei unerfahrene aber sehr mutige und hartnaeckige Piratinnen…Eine Siamkatze…
Eine Cooker-Hündin…
Trotz allem haben sie das Leben auf dem Meer genossen und sind entschlossen weiterzumachen. Sie haben „ich mache das“ gemacht und ihr Ziel erreicht…

Phantastisch!
Ich gratuliere... und auch, wenn es nicht in meiner Kompetenz liegt, so möchte ich  diese Freunde nach dem Matrosen Ateş Erim als weitere Kandidaten für den Preis „der 2.besten reisenden Piraten des Jahres" vorschlagen.“


Nach dem Besuch bei Cüneyt folgen wir abends noch einer Einladung bei unseren Freunden Hülya und Ergun, die in einem anderen Vorort von Bodrum auch wunderschön wohnen. Wieder treffen wir alle unsere Freunde dort und wieder gibt es Raki und wieder ein Festmahl, diesmal ein candle -light- dinner auf der Terasse vor dem beleuchteten Pool und diesmal von Hülya vorbereitet… So sind se, die Türken… wunderbare Gastgeber! 
Wir reisen mit dem Mietwagen zurück. Nach mehr als 12 Stunden kommen wir spaet abends in unsrer Wohnung auf der Prinzeninsel Büyükada an. Hier ist es regnerisch und schon kalt geworden. Aber auch zu Hause zu sein, gibt uns ein gutes Gefühl. Kater Basi setzt sich auf die Heizung, aber er scheint das Boot zu vermissen.
Ich bin froh, dass diese Reise stattgefunden hat. Hasan hat realsieren können, was er sich vorgestellt hatte. Er hat sich erholt und ein bisschen seinen Aerger über die politischen Entwicklungen im Lande vergessen. Er freut sich, dass die Besatzung  so gut zusammengearbeitet hat.
All die schönen Augenblicke werden noch lange nachwirken. Ich habe viel gelernt und viel Angst (vor dem Meer) abgebaut. Auf dem Meer bekommen viele Dinge andere Dimensionen. Ich konnte oft und gut nachdenken. Nun freue ich mich auf meine lieben Kollegen und auf meinen Job.
Die Besatzung verabschiedet sich…




Tschüss... bis zu unserer naechsten Reise, vermutlich zu den griechischen Inseln.

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