Freitag, 14. Oktober 2011

Von Datça zur Bucht Hisarönü

 Von Datça zur Bucht Kurucabük
Nachdem wir in der Stadt Datça vor allem verschiedene Honigsorten eingekauft haben, verabreden wir uns abends mit unseren Freunden Mehtap und Nazım zum Abendessen. Gemeinsam laufen wir in Richtung Hafen und lassen uns an einem Tisch direkt am Meer nieder. Serviert werden verschiedene kalte  und warme Meze (Vorspeisen), dazu Wein und Raki. Das Wellen schlagen fast an unser Tischbein. Der Bick auf den beleuchteten Hafen, das Meer und dazu das Geräusch der Wellen reichen, um unsere Unterhaltung zu untermalen. Keine Musik im Hintergrund könnte besser wirken. Ein anschlieβender gemeinsamer Spaziergang durch Datça, einer Stadt, deren eigener Charakter noch nicht durch Tourismus verändert wurde, lässt den Abend ausklingen. Morgen wollen wir weiter.
Da hat Mehtap noch eine tolle Idee, nämlich morgen früh noch einmal gemeinsam unten am Meer zu frühstücken. Sie werde das Frühstück besorgen. Und das wird zum Highlight des Tages! Wir sitzen am kommenden Morgen im çay bahçesi (=Teegarten) direkt am kleinen Fischerhafen. (Was in Bayern ein Biergarten ist in der Türkei ein Teegarten!) Mehtap legt eine karrierte Baumwolldecke auf den Tisch und für das Frühstück hat sie Kirschkonfitüre, Tomaten mit Oregeano, Weisskäse und auch anderen Käse sowie Oliven mitgebracht. Nazım holt in der Zwischenzeit aus der Bäckerei frisch duftendes Gebäck und Sesamkringel, die noch ganz warm sind, als wir sie essen. Der Caycı (Teehausbesitzer) serviert einen Tee nach dem anderen. An den anderen Tischen haben sich mehrere Dorfbewohner und alleinstehende Dorfbewohnerinnen niedergelassen. Ich beobachte zwei alte Damen, die jeweils allein an einem der Tische frühstücken und es sich schmecken lassen. Alte Herren lesen die Zeitung und schlürfen dabei ihren Tee. An manchen Tischen wird heftig geplaudert. Ein Bild, dass mir zeigt, wie die Leute hier mit der Einsamkeit umgehen. Hier sitzt man friedlich  und selbstverständlich unter den Leuten, auch wenn man alleinstehend ist. Während unseres Frühstücks sind verschiedene Fischer vom frühen Fischen zurückgekommen. Sie breiten ihren Fang vor ihren Booten aus. Frauen und Männer laufen hin, schnabbeln mit den Fischern, um sich über die Fische und die Preise informieren zu lassen. Man handelt und handelt…
 Hasan läuft auch hin. Natürlich handelt mein Mann prinzipiell wie immer nicht, denn er meint, die armen Fischer bzw. Händler müssen ihr Geld schwer verdienen. Damit die Fischer noch besser verdienen kauft er ihnen gleich mehr als 2 Kilo schlangenähnlicher Fische ab, die ich zuvor noch nie gesehen habe. Ich fluche, denn das bedeutet wieder tagelang Fisch zu essen und wie soll ich die Dinger auf dem Boot frisch halten? So gebe ich Metap die Hälfte ab.
Es geht los. Unsere Freunde verabschieden sich winkend von uns.
Wir kommen bei günstigem Wind gut vorwärts und erreichen am Nachmittag die Bucht Akbük. Der Ankerplatz gefällt mir bestens, denn am Ufer ist es sehr grün und das Meer ist auch hier sehr sauber, sodass wir viel Spaβ beim Schwimmen haben. Die Fische, die Hasan heute morgen gekauft hat, schmecken auch sehr gut. Gegen Abend werden wir unsicher, ob unser Anker dem Wind standhält. Wir suchen einen neuen Ankerplatz in der Nähe der nahe gelegenen Siedlung Akça. Zack… ein anderes deutsche Segelboot rast an und ankert in genau da, wo wir ankern wollten. Auf dem Meeresboden ist Geröll, sodass ein Anker nur schwer und auch nur an wenigen Stellen hält. Wir müssen ganz in der Nähe des anderen deutschen Bootes bleiben, denn viele Alternativen haben wir nicht und da heute Nacht der Wind nur in dieser Ecke die Boote verschonen wird. Viele Boote liegen um uns herum in dieser kleinen ankergünstigen Zone.
Bei Dämmerung fahren mit dem Schlauchboot an Land. Die Siedlung ist sehr gepflegt, doch schon von ihren Sommerhausgästen verlassen. In der Dämmerung wirkt das etwas mysteriös.
In der Nacht wird unser süβer Schlaf unterbrochen: jemand ruft Haaaloooo… Unser Anker ist gerutscht und Phoenix steht fast vor einen Meter vor dem deutschen Segelboot. Bei starker Dunkelheit müssen wir mitten in der Nacht einen neuen Ankerplatz finden, was äusserst schwierig ist, da Wind und Meeresboden ein günstiges Ankern nicht zulassen wollen. Das Ankern dauert fast ‘ne Stunde und wir sind am Morgen froh, noch da zu sein, wo wir in der Nacht den Anker herausgelassen haben.
Von Akbük zur Bucht Bencik

Es wird eine wieder eine schöne Tour. Das Wetter meint es gut mit uns.  In der Ferne zeigt sich eine merkwürdige Miniinsel. Sie heiβt Dişli Ada = Zähneinsel. Tatsächlich sehen die Felsen in der Ferne wie ein Zahnreihe aus. Links davon geht es in die Bucht Bencik. Sie ist sehr und bekannt und beliebt, da sie rundherum von sattgrüner bis frischgrüner Vegetation umgeben ist und das Meer durch seine verschiedenen Tiefen alle Blautöne präsentiert.
Wir schwimmen bis zum geht nicht mehr und faullenzen an Deck. Um noch ein bisschen Spannung in den Tag zu bringen machen wir noch einen Schlauchboottrip und gehen kurz an Land. Viele Boote ankern gegen Abend, davon einige grössere Ausflugsboote, von denen man munteres Reden, Gelächter und Musik hört. Es stört mich gar nicht, denn es reflektiert ja Lebensfreude und sonst waren wir ja auch oft fast allein in den anderen Buchten.
Von Bencik nach Orhaniye
In Orhaniye gibt es einen Jachthafen. Eigentlich würde ich ja gern mal wieder ausgiebig duschen und dort schick im Jachthafencafe sitzen, aber Hasan findet Jachthäfen ebenso wie Hotels langweilig.
So lassen wir die Marina links liegen und fahren vorbei an einer sehr kleinen Insel auf der noch die Ruinen einer alten Festung stehen. Dahinter legen wir an. Am Ufer liegen verschiedene Restaurants. Mitten im eer liegt eine Sandbank, auf der mehrere Leute spazieren gehen. Es scheint ein Ausflugsziel für Leute zu sein, die sich sonst nichts ins Meer trauen.
Wir fahren mit dem Schlauchboot an Land und lassen uns im Garten eines kleinen Supermarktes nieder um mal wieder zu mailen, einzukaufen und zu duschen. Alles ist notdürftig aber besser als nichts. Die Kinder der Familie, die den Supermarkt betreiben, sind reich an der Zahl, zanken und schreien, sodass wir schnell wieder aufs Boot wollen. Da verbringen wir wieder einen Abend, der die Seele bereichert: Mondschein, Sternenhimmel, Meer, Ruhe…
Morgens stellen wir fest, dass in unserer Nähe sehr schöne Boote ankern. Hasan begeistert sich für ein Boot des nordischen Types. Und von dort bekommen wir Besuch. Es ist eine Schwedin, die mit diesem schönen Boot ganz allein von ihrer Heimat bis hierher gesegelt ist und nun allein auf ihrem Boot in der Türkei lebt. Sie verdient ihr Geld mit Heilmassagen und paddelt von Boot zu Boot, um so Kunden zu finden. Wir kommen ins Gespräch und stellen fest, dass es eine sehr sympathische mutige Frau ist. Merkwürdige Lebensgeschichten gibt es!
Von Orhaniye nach Selimiye
Versorgt mit frischen Lebensmitteln an Bord segeln wir weiter zu einem Ort, wo wir mal wieder einen Tag an Land verbringen wollen. Bevor wir im Hafen von Selimiye anlegen, schwimmen wir noch einmal in einer vor Selimiye liegenden Bucht. Es ist Mittag, heiss und sonnig, dadurch wirkt das kristallklare Wasser strahlend türkisblau.
Am Spätnachmittag kommen wir nach Selimiye. Überall am Ufer gibt es verschiedene Cafes und Restaurants. Es ist klar: heute abend wir ausgiebig geduscht und dann werden wir mal wieder in ein schönes Restaurant gehen. Der Hafen scheint recht voll zu sein. Doch da winkt wild gestikulierend ein Mann und zeigt uns einen noch freien Platz. Da es eng ist, wird das Anbinden an eine Boje sowie das Einlenken im Rückwärtsgang etwas schwierig, doch alle Bootsnachbarn und freundliche Leute auf dem Steg helfen. “Hoşgeldiniz, hoş geldiniz = willkommen!”… und so fühlen wir uns. Es ist ein netter einfacher Ort mit freundlichen einfachen Leuten. Der Mann, der uns herangewunken hat, ist ein im Ort sehr bekannter Herr, der direkt am Hafen ein kleines nettes Restaurant besitzt. “The Golden The Teeth” (ein “the” zu viel) steht auf seinem Schild über dem Eingang seines Restaurants. Warum? – das sieht man gleich: der gute hat ein Gebiss aus Goldzähnen. “Zwei fehlen mir noch” meint er.
 Ich fühle mich nach den vielen Tagen nur auf dem Meer an Land sehr wohl und wünsche mir einen Spaziergang. So laufen wir fast 2 Stunden am Meer entlang, kaufen uns leichte Sommerhemden und setzen uns anschlieβend auf die Terasse eines Cafes, um mal wieder online zu gehen und zu skypen. Bei der Hitze wollen wir was Eiskaltes und trinken Limonade aus frischen Zitronen mit Eis und Minze.
 Mal wieder ohne Shorts und fein gestyled machen wir uns auf zum Abendessen. Dazu wandern wir bis zum Ende des Ortes. Dort entdecken wir ein kleines einfaches Restaurant, das die Tische für die Gäste auf den Steg gestellt hat.
Die Sonne geht unter während wir an einem der Tische einen Platz bekommen haben. Wir essen an diesem Abend den besten Fisch, den wir je gegessen haben.
Als wir nachts in den Ort zurückkommen, herrscht dort noch reges Leben, sodass wir uns noch auf einem Platz vor dem Hafen niederlassen, um Tee zu trinken.
Im Hafen von Selimiye treffe ich auf noch einmal die schwedische Seglerin aus Orhaniye. Wir plaudern und sie erzählt, dass sie ihr Leben lang eine fleissige ordentlich Hausfrau und Mutter und Lehrerin gewesen sei, die brav für alle gesorgt habe. Als ihre Kinder in ihr eigenes Leben traten, habe sie etwas für sich machen wollen. Nachdem sie erst gar nicht wusste, was das sein könne, habe sie dann die Entscheidung getroffen, allein in der Welt herumzusegeln. Das Ziel sei niemals die Türkei gewesen, doch hier habe sie dann festgestellt, dass die Türkei ein wunderbares Land mit einfachen gastfreundlichen Leuten sei. Und gar nicht, wie sie früher meinte, weltfremd und konservativ sei. So weile sie hier, mit open end…
Am Morgen winkt uns Mister Golden Teeth noch einmal freundlich zu sich. Bei ihm weilen wir eine Weile und gehen anschliessend  noch einmal im Ort spazieren.
Bei einem einfachen “Köfteci” essen wir zu Mittag, bevor wir uns aufmachen, um uns in einer nahen Bucht mit unseren Segelfreunden Ayşe und Cemal zu treffen.
 Es wird eine wunderbare Segel-Motortour vorbei an hohen Felsen mit alten Ruinen  (vermutlich von alten Klöstern und Festungen) mit den Siluetten der griechischen Insel Symi und den Ufern der Halbinsel Datça in der Ferne.

Von Selimiye zur Bucht Ağılbük
Als wir ankommen, haben Ayşe und Cemal gerade angelegt. Sie haben auch Mehtap und Nazım, die Freunde aus Datça mitgebracht. Unser Plan ist es, gemeinsam mit dem grossen Boot von Cemal die griechischen Inseln Symi und Rhodos zu besuchen.

 Wir drei Frauen schwimmen lange im herrlichen warmen und klaren Wasser. Die Bucht ist auch wieder sehr schön. Am Ende der Bucht hat ein Fischer ein, inzwischen gut besuchtes Restaurant, dovor ist ein ein Steg, an dem Boote von Segelcharterclubs angelegen. Hasan vereinbart mit dem Fischer, unser Boot bei ihm ein paar Tage zu parken, bis wir von Rhodos wiederkommen.
Ayşe und Mehtap haben einen reich gedeckten Tisch gezaubert. Bei Mondschein, Cemals Oldies und Raki mit viel Spaβ und Quatschen verbringen wir alle den Abend auf Cemals Boot.
Unsere Taschen sind gepackt und am nächsten Morgen ziehen wir auf Cemals Boot um.
Von Ağılbük zur Insel Symi und Rhodes (Griechenland)
Nach dem Frühstück  sorgen die 3 Männer dafür, dass Phoenix auch bei Sturm die nächsten Tage sicher vor Anker liegt. Und es geht mit Cemals Boot gemeinsam auf nach Griechenland!
Schon bald sind wir in griechischen Gewässern und die griechische Flagge ist gehisst. An Bord herrscht gute Stimmung. Cemal ist ein sicherer erfahrener Seemann. Wir sonnen uns an Deck und genieβen die Aussicht. Im Gegensatz zur grünen Bucht Gökova sind nun die Gebirge um uns herum kahle riesige Felsen. Ebenso erscheint vor uns zunächst die Insel Symi wie eine kahle unbewohnte Insel. Doch schon bald sehen wir das hübsche Städtchen Symi mit seinem schönen Hafen und den bis hoch auf die Felsen gebauten kunterbunten Häuschen im hier typischen Baustil.
 Im Hafen von Symi legen wir an.
  Einladene Cafes liegen direkt vor uns. Dort lassen wir uns nieder. Es gibt Schatten, guten Eiscafe und Wireless. Mit meinem starken Sonnenbrand kommt mir alles recht, was kühl, kalt oder eiskalt ist. Hasan und Cemal kümmern sich um das Eindeklarieren und wir drei Frauen gucken uns die hübschen Geschäfte mit ihren Souveniers an; doch die sind übertrieben teuer. Wir sondern uns von den Männern ab und trinken ein eiskaltes Riesenbier. 

Anschliessend verbringt jeder den Nachmittag auf seine Art. Ich möchte gern mit Hasan Hand in Hand durch den Ort wandern und mir von ihm über die hiesige Geschichte erzählen lassen.  

 Die griechischen Tavernen sind echt stilvoll. Zum Abend treffen wir uns in einer der originellen Tavernen, in der reges Leben herrscht. Der Wirt und sein Sohn bedienen schweiβgebadet und extrem freundlich und sie sind eifrig darum bemüht, die vielen Gäste zufrieden zu stellen. Der Wein wird in Alluminiumbechern  im Halbliter oder Liter serviert. Es gibt Meeresfrüchte in allen Variationen und knuspige Pappalina (kleine Fische). Die Preise sind gut und angemessen, da der Alkohol im Gegensatz zur Türkei, wo die islamische Regierung für Alkohol Extrempeise angesetzt hat, in Griechenland günstig ist. Ich kaufe noch für unterwegs Cabernet im 5-Literpack.  
Nach einem wunderbaren Frühstück, für das Nazım frische Brötchen besorgt hat und einem letzten Cafebesuch verlassen wir das Städtchen Symi und haben zum Ziel noch weitere Buchten von Symi zu besuchen. Es geht vorbei an steilen hohen Felsen in eine Bucht, die sich zwischen hohen glatten Felswänden befindet.
Da es kaum Besiedlung auf der Insel gibt scheint alles wie verlassen. Der Meeresboden besteht aus hellem Gestein bzw. Sand, sodass das extrem klare Meer ganz hellblau und helltürkis wirkt. Ich möchte gar nicht aufhören zu schwimmen. Doch heute wollen Mehtap und ich für unser Essen sorgen. Wir bereiten ein extrem leckeres Spagetti-Menü zu. Dazu gibt es den guten griechischen Wein und danach Faullenzen.
Der Wetterbericht zeigt uns, dass es besser ist, auf dem Weg nach Rhodos doch noch einmal in Bozukkale in der Türkei Zwischenstadtion einzulegen. So geht es gegen Abend wieder in Richtung Türkei. Die Insel Rhodos ist schon gut zu erkennen.
In der Dämmerung kommen wir in Bozukkale (= kaputte Burg) an. Auf den Hügel liegt eine gosse alte Festung.
In der Bucht unterhalb der Festung verbringen wir den Abend und die Nacht, um am frühen Morgen in Richtung Rhodos weiterzureisen. Von Bozukkale aus ist in der Ferne Rhodos gut zu erkennen.
Von Bozukkale nach Rhodos
Wir erreichen Rhodos und freuen uns schon, dort mal wieder im Hafen zu liegen und mal wieder ein bisschen Comfort zu haben. Doch der Hafen von Rhodos ist absolut belegt. Auf der einen Seite liegen die groβen Oversea-Kreuzer und im Yachthafen liegen jede Menge Yachten aus aller Welt sowie viele Ausflugsboote. Wir entscheiden uns, unterhalb der grossen Festung vor Anker zu gehen und dann jeweils von dort mit dem Schlauchboot an Land zu gehen.

Die Festung von Rhodos wirkt mächtig und erweckt sofort groβe Neugier. Da es heiss ist und wir von der Tour hierher ein wenig erschöpft sind, wollen wir gleich an Land, um zu duschen und um uns zu stärken. Nazım übernimmt den Schlauchboottransfer an Land. Es wird nicht geduscht, den die Duschen im nahe gelegenen Yachthafen lassen uns darauf verzichten. Auch bei aller Bescheidenheit sind sie nicht akzeptabel. Reihenweise gibt es Cafes entlang des Hafens. Nach Kaffee bzw. Bier geht es uns besser. Danach trennen wir uns, Nazım und Cemal möchten sich an Bord ausruhen. Ayşe und Mehtap wollen shoppen und nach einer Dusche suchen. Hasan und ich wollen spazieren gehen und Rhodos erkunden. Abends werden wir wieder alle gemeinsam etwas unternehmen.
Der Besuch der Neustadt zeigt uns das Bild einer europäischen Stadt ohne weritere Besonderheit. Viele Touristen sitzen in den Pubs. Auch wir lassen uns in einer von denen nieder, um eiskalten Retsina zu trinken. Es gibt alle üblichen Geschäftsketten mit dem gleichen Kaufangebot wie auch in Istanbul oder in Düsseldorf. Wir wandern ein bisschen vom Retsina beflügelt das Meer entlang. Es hat ein beeindruckendes intensives Blau.

Eine alte Moschee und ein alter osmanischer Friedhof aus den Zeiten, als hier die Türken heimisch waren, liegen verlassen unbeachtet und ungepflegt auf unserem Weg zum Hafen.
 Am Hafen gibt es noch weitere verschiedene beeindruckende Gebäude aus verschieden Zeitepochen.
Meine ganze Konzentration nehmen die Riesensäulen am Hafeneingang ein, auf denen einst die Beine des Kollos von Rhodos gestanden haben sollen.
Ein Erdbeben soll den Kollos, eine Riesenstatue des Gottes Helios, darunter geholt haben. Heute stehen darauf zwei Hirsche und empfangenen kommende Seuleute.
Wir kommen zur Festung:
 
Die lässt einen echt staunen. Da haben die alten Kreuzritter von Rhodos einst in einem Umkreis von ca. 5 Kliometern eine gigantische Festung gebaut, um sich vor den Angriffen von Türken zu schützen. Es ist ihnen auch lange gelungen, bis sie unter Süleyman dem Prächtigen von dort verdrängt wurden und sich nach Malta begeben haben.
Danach haben sich die Türken über 400 Jahre auf der Insel aufgehalten und insbesondere Handel betrieben. So gibt es um die Festung herum einen Bazaar, der dem in Istanbul ähnlich ist, sowie Moscheen, ein traditionelles Kaffehaus, ein Hamam, ein osmanischer Brunnen usw.
In dem Bazaar herrscht reger Trubel, viele Touristen, die per Kreuzer nach Rhodos gekommen sind, kaufen hier ein. Die Gaststätten und Tavernen wirken recht griechisch. Eine Taverna in einer Seitengasse wird von uns für das gemeinsam Abendessen gewählt. Auch in dieser Taverna ist, wie oft in griechischen Kneipen und Restaurants ein Mittelmmerblau für die Dekoration oder den Anstrich gewählt. Die Preise sind im touristischen Teil von Rhodos recht hoch.
Mehtap und Ayşe wollen am nächsten Morgen unbedingt in das türkische Hamam gehen. Anschliessend treffen wir uns zum unter einer schattigen Plantane, um etwas Kaltes zu trinken, danach bummeln wir durch die Altstadt, durch die Burgruinen und gehen auch noch in der modernen Einkaufsstraβe spazieren.







Abends besuchen wir alle gemeinsam in eine hübsche Taverna. Alles, was wir bestellen ist ausgezeichnet und ein wenig ausserhalb der Touristenzone sind hier in diesem Lokal die Preise auch sehr angemessen. Noch einmal bummeln wir nach dem Essen nachts wir durch Rhodos, wobei der beleuchtete Hafen und die beleuchtete Burg zauberhaft wirken.
Morgen wollen wir spätestens um 6 Uhr los und ich soll mit Nazım und Cemal im Dienst sein, während alle anderen dann noch schlafen dürfen. Als um 5.30 mein Wecker klingelt, stürmt es drauβen sehr heftig. Man hört das Pfeifen des Windes. Cemal schickt mich zurück in meine Koje. Ich mache aber noch schnell Thermoskaffee und Lunchpakete für unterwegs. Wir fahren trotz des Windes los. Da das Boot so schrecklich schaukelt, verkrieche ich mich doch noch einmal in der Koje und schlafe noch lange, während Nazım und Cemal das Schiff durch die Wellen Richtung Türkei schaukeln. Alle kommen nach ein paar Stunden aus der Koje gekrochen und der warme Kaffee und die Schnitten mit Gouda aus Griechenland tun gut. Wir sind wieder in türkischen Gewässern und der Sturm hat nachgelassen. Es ist früher Nachmittag, als wir wider nach Ağılbük zu unserem Boot Phoenix kommen. Alles ist in Ordnung und wir ziehen gleich um auf unser Boot. Ein Deutscher aus Hamburg, der in der Nähe ankert, ruft uns zu “was für ein schönes Boot”. Das freut Hasan, der sich ja viele Mühe gegeben hat, es zu pflegen. Cemals Boot liegt wieder direkt bei uns. Auch diesen Abend werden wir wieder gemeinsam verbringen. Der Fischer und Restaurantbesitzer zeigt uns, was es diesen Abend alles zu essen geben wird. Sie haben tatsaechlich einen über 20 Kilo schweren Fisch und mehrere Tintenfische gefangen. Ayşe, die sich nach Tagen auf dem Meer wie eine Nixe fühlt, lässt sich mit den Dingern fotografieren. Die Frau des Familienbetriebes schleppt Zweige, macht Feuer und ruft uns nach einer Weile zum runden Steinofen, der aussen mit Lehm verpuzzt ist, um uns zu zeigen, wie sie das frisch geschlachtete Huhn zubereitet hat: mit Kräutern und Gemüse brotschelt es im Steinofen vor sich hin. Die Wirtin ist ganz stolz und strahlt, es duftet wunderbar. Alle arbeiten eifrig stundenlang, um das Abendessen für etwa 40-50 Gäste zuzubereiten.
Um punkt 19.00 Uhr werden wir zum Essen gerufen. Ausser uns gibt es noch weitere Gäste vom Segelcharterclub, vorwiegend Holländer, wenige Deutsche und Belgier. Die Restaurantbesitzer haben ein wunderbares Buffet mit tausend türkischen Vorspeisen gezaubert und auf einem anderen Tisch darf man wählen, was man warm essen möchte, von dem Huhn oder vom Fisch, der nun in Stückchen zum Grillen bereit liegt oder vom Tintenfisch. Ich halte mich mal wieder in dem Gedamken daran, dass diese Tieren eben noch lebten, an die kalten vegetarischen Vorspeisen. Während des ganzen Abends fliessen natürlich wieder Wein und Raki. Die Stimmung steigt. Die ganz Fischerfamilie ist im Einsatz und leisten plötzlich auch noch Superleistungen in der Animation der Gäste. Alle Mitglieder des Betriebes vom Koch bis zum Sohn des Hauses tanzen sie mit den Holländern. Auch die Wirtin lacht, klatscht und tanzt.

Niyazi der Sohn spielt für uns eine charmanten Barkeeper. “Haydi Abi…” (Los grosser Bruder) bringt er auch unseren Tisch zum Tanzen. So einfache Leute mit so einer Herzlichkeit und so einem grossen Talent, ihre Gäste zu begeistern und gut zu bewirten! Alle Nationen, die hier versammelt sind, lachen und prosten einander zu. “Pretty woman”… die Wirtin, eine einfache türkische rundliche Frau mittleren Alters jubelt, straht und singt mit wie ein Teeny in der Disco. Ältere Holländer haben sich auch dazu auf die Tanzfläche begeben und natürlich auch unsere dynamische Ayşe!
Von Ağilbük nach Söğüt



Wir trennen uns am nächsten Morgen nach dem Frühstück. Nazım war schon früh an Land gepaddelt, um von der Wirtin frisch gebackenes Steinofenbrot zu holen. Unsere Freund fahren mit Cemals Boot zurück nach Datça, während Hasan und ich noch einmal in Richtung Söğüt segeln, um dort einen alten Freund zu besuchen. Unterwegs segeln bzw. fahren wir an verschiedenen kleineren Inseln vorbei, auf denen wieder alte Ruinen zu sehen sind. Auf der “Kiliseli Ada“ = Kircheninsel steht die Ruine einer alten Kirche.
Als wir hier zwischen den kleinen Inseln durchfahren beeindruckt uns ein wunderbarer Blick auf Hügel mit Pinnienwäldern, Felsen, Ruinen, Ziegen und das Meer in wunderbaren Blau- und Türkistönen. Man kann ca. 5-10 Meter tief auf den Meeresgrund sehen.
In einer der grünen Buchten mit Pinienwäldern und Ziegen an Land gehen wir vor Anker, der sich wieder mal nicht richtig festkrallen will. Nach einer halben Stunden hält er endlich. Es wird fast das letzte Schwimmen sein, sodass wir es intensiv nutzen wollen. Gegen Abend steuern wir den Ort Bozburn an, um Diesel für die Rückfahrt zu finden. Doch den gibt es dort leider nicht. Bozburn ist ein sehr hübscher Ort, sodass wir ihn morgen auf dem Rückweg noch einmal ansteuern werden. Von Bozburn geht es weiter nach Söğüt, wo uns ein alter Jugendfreund von Hasan erwartet. 
In Söğüt kommen wir bei leichter Abenddämmerung an. Caner erwartet uns auf seinem Boot in der Bucht von Söğüt. Wir machen Phoenix an einer nahegelegenen Boje fest und paddeln zu Caner herüber.  Caners Boot ist wie eine Wohnung eingerichtet. Er verbringt hier den gröβten Teil seiner Zeit und macht mit seinem Boot gröβere Reisen, da er über Meeresgeschichte forscht und zu diesem Thema Berichte für das Fernsehen bzw. für Veröffentlichungen in Zeitschriften erstellt.
Caner hat für uns Tee gekocht. Wir hören Georges Dallaras. Den habe ich bei uns zu Hause schon lange nicht mehr singen lassen! Aber seine Musik passt zur Stimmung. Im Hintergrund sehen wir die griechische Insel Symi und über den Bergen geht die Sonne unter. Das Meer verwandelt sich und nimmt seltsame Farbtöne an: es wirkt rot bis braunrot.
Als es dunkel ist paddeln wir an Land. Caner zeigt uns sein Haus, was direkt dort an Land liegt. Es ist ein Haus aus grauem Stein von Burgeauin Villea Ranken umschlungen. Caner hat alles selbst entworfen. Sehr interessant. Die Steinwände sind auch innen zu sehen, sie sind weder tapeziert noch gestrichen.
Dazu hat Caner viel weiss benutzt, hübsche alte Holzmöbel und einige wenige edele Kostbarkeiten ins Spiel gebracht. Das Einfachheit so schön sein kann! Er beheizt sein feines Zuhause mit einem Kamin und Holz von Olivenbäumen. In dieser Gegend gibt es allerdings keinen harten Winter.
Wir spazieren am Meer entlang und Caner läd uns zu einem wunderbaren Essen ein. Es ist ein kleines Restaurant direkt am Meer. Was in der Küche des winzigen Restaurants an Köstlichkeiten gezaubert wird, ist unbeschreiblich gut, u.a. eine Fischpastete. Alles wird von der jungen Gastwirtin liebvoll und freundlich serviert. In keinem 5 Sterne Restaurant könnte es besser schmecken.  Wieder stehen die Stühle und Tische nah am Meer, schäumende Wellen schlagen an Land, es weht ein leichter Wind. Hasan und Caner haben sich ewig nicht gesehen und hätten sich auf der Straβe nicht erkannt. Sie erzählen von ihren alten Zeiten als Revolutionäre, gemeinsamen Bekannten und von ihrer Lebensgeschichte. Sie haben ähnliche Lebensweisheiten gewonnen. Caner lebt fast wie ein Einsiedler. Er hat sich aber einen tollen Lebensbereich ausgewählt und sein Zuhause strahlt viel Licht und gute Athmosphäre aus. Also lebt er allein, aber nicht einsam!
Der uns zum Abschluss dieses Abends servierte Kaffee ist auch ein absoluter Genuss! Traditionell serviert mit einem Stückchen türkischen Honig.
Von Söğüt nach Bozburn



Da uns der kleine Ort Bozburn so gut gefallen hat, machen wir uns früh auf den Weg dorthin und verbringen unseren letzten Tag dort.
Wir legen im Hafen an, kaufen ein, machen einen langen Spaziergang und schliessen unsere Reise mit einem Essen am Hafen ab. Ein sehr drolliger Kellner bedient uns.
Beim Essen unterhalten wir uns über die vergangenen Wochen und fragen uns, ob wir auch in dieser Gegend leben könnten. Es wird uns sehr schwerfallen, uns vom Meer zu trennen, doch Konstinopel ruft und unsrere Ada (die Insel Büyükada). Hasan freut sich sehr auf sein Arbeitszimmer, darin würde ich vor lauter Büchern ersticken!
Zurück nach Bodrum
Wir treten die Rückreise sehr früh an, um günstigen Wind zu haben. Noch einmal steuern wir die griechische Insel Symi an, um dort zu tanken.
Bei Gegenwind ist das Segeln nicht möglich, sodass wir einige Stunden bis Knidos mit dem Motor fahren. Nach Knidos können wir noch einmal ein letztes Mal segeln. Die Rückreise dauert sehr lange und wir kommen erst in der Dunkelheit in Bodrum an.

Hasan guckt noch einmal wehleidig aufs Meer…

 Welch ein Kontrast: Plötzlich gibt es wieder Autos, Lärm, Leute, Shops, Diskos…  
Das Boot wird aufgeräumt,  die Seesäcke gepackt und schon befinden wir uns auf dem Weg nach Hause.
Wieder hilft mir unser Gärtner Sadik beim Rücktransport unserer Seesäcke. Mit der Kutsche fahren wir nach Hause.
Als ich in unsere Wohnung komme, finde ich ein warmes gemütliches Zuhause vor. Doch ich finde, dass ich meiner Wohnung die Farben des Meeres geben sollte und dass ich mich von vielem Nippes trennen sollte.
Ich fühle mich nach dieser Reise sehr entspannt und frei und denke ständig an das klare Meerwasser mit seinen wunderschönen Farben sowie an die grünen Pinienwälder, von denen wir in den Buchten für einige Wochen umgeben waren.