Mittwoch, 17. August 2011

Reise mit Phoenix in den Buchten von Gökova und Hisarönü



Bodrum
Unser Boot Phoenix und wir mussten etwa 10 Monate auf die diesjaehrige Reise warten. Phoenix lag während dieser Zeit im Yachthafen von Bodrum und hat dort einige Unwetter erlebt. Hasan ist schon einige Wochen vor mir nach Bodrum gereist, um am Boot zu arbeiten und es streichen zu lassen.
Vor 10 Tagen reiste ich per Flugzeug nach. Morgens waren ein Rucksack (10 Kilo) und ein Seesack (16 Kilo) gepackt und ich musste früh morgens damit von unserer Wohnung zur Fährenanlegestelle etwa 15 Minuten laufen. Ich dachte, dass ich das schon schaffe, aber mein Rücken wollte es doch nicht. Ich rief unseren Gärtner Sadık an und bat ihn um Hilfe. Sofort kam er mir mit seinem Fahrrad entgegen und und half mir. Dieser liebe Mann, gerade zwei oder dreimal so gross wie mein Seesack, kümmerte sich von da an liebevoll um mein Gepäck, bis ich auf der Fähre war. Sadık hat seinen Namen echt verdient. Sadık bedeutet “treu”.
Freundin Lale mit Hündin Lea werden diesmal nicht mit auf Reise gehen. Sie standen unten an der Fähre, um mich zu verabschieden.  Der Abschied von meiner geliebten Insel Büyükada, wo wir wohnen, fiel mir ein wenig schwer.
In Bodrum angekommen hatte ich dann erst einiges zu tun, um das Boot zu reinigen und wohnlich zu machen, denn die “Usta” (= Meister… sind sie aber meistens nicht) haben ganz schön geferkelt und als Phoenix zum Streichen in der Werfthalle stand, kam ein klägliches Miauen aus dem Boot, denn eine Katze ihre Jungen auf unsrem Boot zur Welt gebracht und eins dieser Katzenkinder hatte sich unter dem Wassertank verkrochen. 
Gemeinsam haben Hasan und ich etwa eine Woche im Yachthafen von Bodrum verbracht und dort einerseits alles für die Reise vorbereitet, andererseits wollten wir Bodrum auch ein bisschen erleben. Wir durften, bis bei uns alles fertig war, auf Cemals (Hasans alter Schulfreund) Boot übernachten. In der Marina (= Yachthafen) von Bodrum stehen ungefähr 400 grosse weisse Yachten, die von ihrer reichhaltigen Ausstattung und von ihrem Luxus her absolut meinen Horizont übersteigen.
Unsere alte Phonix ist dagegen nur ein kleines aber sehr seetüchtiges Boot. Sie ist eher eine Antiquitaet. Dank Phoenix haben wir sicher trotzdem den gleichen Spass beim Reisen. Für viele Leute ist eine Yacht ein Symbol für Prestige, für uns aber absolut nicht.
Wir möchten beim Segeln und beim Leben auf dem Meer Dinge erleben und empfinden, die man woanders nicht so leicht finden kann: gemeinsam etwas zu planen, durchzuführen und zu schaffen...
... und so wunderbare Begegnungen mit der Natur zu haben. 
Segeln ist ein Sport, der Kraft und grosse Aufmerksamkeit fordert und nicht immer so einfach ist. Ebenso muss man sich bescheiden mit dem, was man jeweils vorfindet zufrieden geben. So z.B. trainiert Hasan, ein sehr mutiger Mensch, der leicht mal zum Übermut neigt, vorsichtig zu sein und ich lerne mutiger zu sein und mich von meiner hausfraulichen Perfektion zu entfernen.



Die Tage in BODRUM… Eigentlich ist Bodrum nicht ganz so unser Geschmack. Es gibt zu viele Touristen aus aller Welt und auch viele türkische Sommerurlauber; somit auch Discolife und Technorock bis tief in die Nacht. Es ist tagsüber sehr heiss, nachts aber recht angenehm. Trotzdem… Wir nehmen auch von hier einfach die schönen Dinge wahr und als Erinnerungen mit uns.          

                                 
Alle Hauser sind max. zweistöckig, weiss gekälkt und oft mit intensiv rosa oder roten Bourgainvillea-Ranken bewachsen.
Die meisten Restaurants haben ihre Stühle und Tische direkt ans Meer gestellt und sie stehen z.T. mit den Beinen im Wasser. Das Meer rauscht, die Sonne geht rechts von der der alten Burg Bodrums knallrot unter, der Mond geht auf und man trinkt so in Ruhe sein Glaeschen Wein.





Die vielen kleinen Geschäfte sind kunterbunt. Einige bieten auch sehr geschmackvolle Objekte an.






Typisch für Bodrum sind die Naturschwämme, die die Fischer aus dem Meer bringen und in allen Grössen verkaufen.
Und typisch sind auch die Bodrumer Sandalen, die aus dickem Leder handgearbeitet und teilweise geschnitzt werden. Ein Schuster sitzt auf einem kleinen Hocker vor seinem Schaufenster und präsentiert sehr stolz seine Produktion. Ich kaufe ihm ein Paar Sandalen ab und sie gefallen mir so gut, dass ich sie mir am liebsten um den Hals hängen würde.


Und so etwas gibt es auch zu kaufen:
Wie immer treffen wir in Bodrum viele von unseren Freunden, die hier wohnen. Unser Freund Ömer ist Hafenmeister von Bodrum. Ein Fernsehsender von Dubai macht in den Tagen unsres Aufenthalts in Bodrum ein Reportage mit ihm.

Am Sonntag (14.8.) geht es endlich los…
Auf dem Steg stehen unzaehlige Einkaufstüten aus dem Supermarkt. Alles wird gut verstaut. Unterwegs wird es nicht so viele Einkaufsmöglichkeiten geben. Das erste Ziel ist die Bucht Çökertme etwa 20 Seemeilen von Bodrum. Der Wind ist optimal, wir segeln mit beiden Segeln und haben auch die Hamburger Flagge unser lieben Hamburger Freunde gehisst.
Unterwegs knabbere ich immer wieder etwas Leckeres, aber mein lieber Mann lehnt meine ständigen verlockenden kullinarischen Angebote ab. Seit einer Weile will er, so wie unsere Freundin Susanne, absolut gesund leben und hält sich auch daran! (Hasan ist im Gegensatz zu mir absolut dabei konsequent) So haben wir diesmal tonnenweise Müsli und Knäckebrot an Bord. Mir schmeckt Müslü mit den dicken frischen Pfirsichen oder viel Honig aber auch ganz gut. Hasan zweifelt “isst die Susanne das auch so…?”
Nachdem wir schon weit von Bodrum entfernt sind, kommt plötzlich Cemals Anruf, dass er nachkommen wird. Eigentlich wollte er zu den griechischen Inseln segeln, was wir auf später auch noch machen werden. Er konnte es nicht lassen nachzukommen, denn zusammen zu segeln hat besondere Reize: die Solidarität unter Seglern und das Teilen von schönen Eindrücken…  
Wir kommen in der Bucht an und brauchen eine ganze Weile, bis sich endlich der Anker festkrallt und… im Boot ist Wasser, der Teppich ist nass!…solche Momente von “Nase voll” gibt es beim Segeln natürlich auch! Zum Glück ist nur ein Schlauch kaputt, den Hasan reparieren kann. Nach dem mühseeligen Trockenlegen des Bootes springen wir ein paar Mal ins kristallklare Wasser und schwimmen.
Cemal und Ayşe sind inzwischen auch mit ihrem Boot angekommen. Yeah!!! Sie ankern und danach holt Cemal uns mit seinem Paddelboot ab. Wir steigen auf sein Boot, wo Ayşe schon das Abendessen (u.a. meinen geliebten Kartoffelsalat) zubereitet hat. Der Tisch wird gedeckt und wir sitzen bei Vollmond draussen auf dem Boot bis tief in die Nacht.
Morgens gibt es in dieser Bucht natürlich keine Dusche, dafür das klare Meerwasser.
Eine Weile nach unserem Müsli-Frühstück kommt Ayşe auf einen frischen Tschibokaffe zu unserem Boot gepaddelt.
Der Tag vergeht mit Schwimmen und Lesen. Zu Mittag mache ich für uns alle Omlett mit geschmorten Zwiebeln, Tomaten, Peperoni (Menemen – schmeckt gut) und abends gibt es auch wieder bei uns auf dem Boot Spagetti mit Basilikum und Käse, Wein und zum Nachtisch süsse Hongmelone.
Während ich noch spüle, liest mir Hasan aus seinen Büchern vor, bzw. erzaehlt mir, was er liest. Das sind derzeit Bücher aus der Mythologie. So erfahre ich, was die alten Götter seinerzeit hier in dieser Gegend trieben.
Nach zwei Nächten in der Bucht Çökertme geht es am nächsten Morgen nach dem Schwimmen weiter in eine andere wunderschöne Bucht (Akbük).
Ayşe und Cemal folgen uns. Wir machen die Boote am Steg eines einfachen Restaurants (ein Familienbetrieb) fest. Das gesammte Personal hilft dabei. Rund um uns sind Berge mit Tannen und Fichten, das Meer ist türkisblau. Im Garten des Restaurants stehen Oliven- und Feigenbäume, Katzen- und Hundekinder spielen im Garten miteinander. 
Endlich kann ich den Blog für euch schreiben. Früher setzte man sich an einen ruhigen Ort, um diverse Postkarten zu schreiben, das ist out. Heute schreibt man Blogs. Ich möchte gern meine Eindrücke mit euch teilen und hoffe, dass ihr habt Spass beim Lesen habt.
Cemal hat schon frisch gefangenen Fisch für heute Abend bestellt. Auf dem einfachen grossen Holzgrill hat die Köchin gerade Auberginen gegrillt und pellt sie ab für den Auberginensalat. Die Sonne geht gerade unter.
Noch einmal werde ich ins Meer springen und mir dann mal wieder das ganze Salz von der Haut und aus den Haaren waschen. Das Restaurant hat hinten im Garten Duschen. Morgen geht es weiter zu einem wunderschönen Sandstrand, an dem einst Cleopatra badete.