Samstag, 21. Juli 2012

2012 mit Phoenix zu Griechischen Inseln





Von Bodrum zu den Inseln Kos und Kalymnos

Die Reise beginnt. Dieses Mal freue ich mich u.a. besonders darauf, auf dem Meer entspannen zu können, denn ich habe die ganzen Monate über echt hart gearbeitet. Aber schön war’s mit meinen lieben Schülern. Ich werde sie und meine Kollegen ein wenig vermissen. Und besonders vermissen werde ich Argos.
Argos ist unser neuer Mitbewohner bei uns auf Büyükada, wo wir wohnen. Zu Beginn des Winters, nachdem uns alle anderen unserer Tiere wegen Altersschaeche nach und nach verlassen hatten, wollten wir wieder einen neuen Hund. Warum ich im Tierheim unter hunderten von  Hunden ausgerechned ihn gewaehlt habe, kann ich nicht sagen. Ich glaube, es war sein Blick. Zuerst war ich selbst erschrocken über meine Entscheidung. So ein Bulli! Doch nach und nach wurde klar, dass er gut zu uns passt. Wir beide sind energiegeladene hyperaktive Menschen und Argos liegt dazwischen wie ein Fels in der Brandung. Nichts laesst ihn aus der Ruhe bringen. Da ich alles im Eiltempo mache und Argos alles in Ruhe, stolpere ich allerdings manchmal über ihn. Ganz cooool und gemaechlich ist er. Ich hoffe nur, dass es in Wirklichkeit nicht so ist, wie man manchmal behauptet, dass sich Herr und Hund im Laufe der Zeit  aehnlich sehen. Bei Argos sind die Haengebaeckchen ja recht niedlich, doch bei uns?!? 
Natürlich war sein Name in null komma nix gefunden. ARGOS! Das  war der Hund des Odysseus. Da Hasan immer noch der Meinung ist, ich sei so eine gute Frau wie Penelope und er sich wie Odysseues fühlt, passt Argos in unser Leben. Nur dummerweise sind Shai Pei Hunde wasserscheu. Argos traegt staendig jemandem Pantoffel hinterher, sodass Hasan und ich immer wieder verschiedenfarbige Crocs tragen. Ist einer von uns mal im Bad, schmeisst Argos die Pantoffel lieber davor, denn ins Bad kommt er nie, da gibt es ja die Dusche. Er geht dem Wasser lieber aus dem Weg. So musste Argos zu Hause bleiben, bei Lale, unserer Freundin.  Da hat er es nicht nur gut, sondern bestens. Aber ich haette ihn auch schon gerne die naechsten 2 Monate bei mir. 
Hasan hat 2 Wochen am Boot wieder viel gearbeitet. Bei so einem Boot gibt es immer Ausbesserungsarbeiten oder etwas zu streichen. Laesst man es von Handwerkern machen, kostet es  ein Vermögen. Es hat ihm aber andererseits auch Spass gemacht und das Gefühl gegeben, etwas zu selbst geschafft zu haben.
Ich bin mit dem Bus von Istanbul nach Bodrum gereist. Unseren ersten gemeinsamen Abend wollen wir unten am Fischmarkt feiern. Ohne mich ernaehrt Hasan sich vorwiegend von Obst, Gemüse und Konserven. So will ich, dass wir heute was Gutes essen. Am Fischmarkt kann man den frischen Fisch auswaehlen und ihn sich dann in einem der Restaurants zubereiten lassen. 
Dazu wird eiskalter Raki getrunken. Es ist in Bodrum heiss da gibt es dann Raki mit viel Eis… buzlu Rakı! Wunderbar!
Wir waehlen ein Restaurant, aus dem griechische Musik klingt, um uns schon einmal auf Griechenland einzustimmen. Es ist total gemütlich eingerichtet. Wir haben uns viel zu erzaehlen, sind aber recht müde, sodass wir schon nach wenig Raki am Yachthafen entlang laufen und heimkehren.  
Noch können wir nicht auf dem Boot übernachten. Ein alter Schulfreund von Hasan, Ergun, hat uns seine Homeoffice mit Klimaanlage zur Verfügung gestellt, bis das Boot bezugsbereit ist. Hier verbrachte Hasan schon einige Tage und nun werden wir noch gemeinsam 2-3 Naechte verbringen, bis das Boot fertig ist. Morgens gehe ich früh zur Baeckerei in der Naehe, waehrend Hasan zum Boot geht, um noch ein paar Dinge zu erledigen. Der Weg zur Baeckerei zeigt mir klar, dass ich in Bodrum bin. Es gibt nur kleine weisse Haeuser, an denen die Blumen nur so wuchern. 

Man hat hübsche kleine Laeden eingerichtet. Einer beeindruckt mich besonders. Er erinnert mich an einen alten Tante-Emma-Laden. Es duftet nach Oliven. Verkauft werden Delikatessen, hausgebackene Brot, Wein, Kraeuter und hübsche Dekorartikel für die Küche und den Frühstückstisch.   

Vor lauter Hitze ist tagsüber auf den Strassen wenig los. Sobald abends der laue Abendwind einsetzt und es sich abkühlt, kommt man erst wieder auf die Strassen hinaus. Viele junge junge Leute sieht man hier in Bodrum. In schicken weissen Wallawalla-Kleidern flanieren junge Frauen die Promenade vom Yachthafen bis zur Burg entlang. Richtig was fürs Auge. Meine Suche nach einem romatischen Wallawalla-Kleid endet im Frust: zu kurz zu eng zu teuer... Ich muss mit meinen Shorts klarkommen.  

Unser Bodrumer Lieblingsrestaurant
Auf dem Boot gibt es noch viel zu tun. Hasan macht heute früher damit Schluss, weil er die keine Lust mehr hat. Plötzlich bekommen wir eine Einladung auf die Dachterasse des Jazzclubs der Bodrumer Yachthafens. Murat, Hasans alter Schulfreund, der inzwischen höchster General der türkischen Marine ist, ist mit seiner Familie auch in Bodrum. Ihm zu Ehren veranstaltet unser Freund Ömer, der Hafenmeister des Bodrumer Yachthafens, ein gemeinsames Abendessen.
Ich geniesse den guten Rotwein und die schöne Aussicht auf den Hafen. In diesem relativ teuren Restaurant verkehren auch viele Prominente, da dieser Ort ein beliebter Ferienort der reichen Türken ist. Viele von ihnen haben in Hafen ihre grosse weisse Yacht, einen eigenen Kapitaen und anderes Personal. Wir passen eigentlich nicht so ganz hierher.
Der hohe General Murat und seine Frau sind für uns alte Freunde und sehr freundliche Menschen. Als Murat und seine Familie nach unserer Verabschiedung von mehreren Marine - Soldaten, die ehrfuerchtig stramm stehen und die Hand an die Stirn legen, und mit einer riesigen Limusine abgeholt wird, könnte man glatt auch eine Riesenehrfurcht bekommen. Doch ich empfinde so etwas nur sehr selten. Schon als Kind war ich nicht sehr autoritaetshörig. Mein Respekt geht eher in eine andere Richtung. Ich empfinde ihn für sehr aufrichtige und kaempfende Menschen. Doch die kommen auch nicht so gut nach oben. Dazu muss man besonders in diesem Land ganz schön mit den Wölfen heulen. 
Meine ganze Bewunderung gilt an diesem Abend Hülya. Sie ist eine alte Freundin und Partnerin eines der alten Schulfreunde. Der Krebs hat, nachdem sie ihn anfangs erfolgreich besiegt hatte, spaeter drei weitere Organen ihres Körpers angegriffen. Letzten Winter gab es viele schwere Operationen. Hülya strahlt und hat weiterhin Lebensfreude. Ich bewundere sie. Oft sagt sie in Gespraechen, dass sie nicht mehr viel Zeit hat. So bewusst und klar den Tatsachen ins Auge zu schauen und dabei seinen Lebensmut und seine Lebensfreude nicht zu verlieren, das ist wahrhaftig grossartig. 
Wir haben kein Personal an Bord und müssen auf unsren kleinen sehr antiken Boot ganz schön arbeiten. Den ganzen Sonntag und Montag verbringen wir mit der Reinigung und dem Aufraeumen des Bootes. Ich habe schreckliche Rückenschmerzen vom vielen Wasserschleppen und davon, in alle Winkel zu kriechen und sauber zu putzen, was sich waehrend der Reparaturen und Anstricharbeiten bzw. der ganzen letzten Monate an Schmutz angesammelt hat. Damit faengt der Spass immer an, man muss vor der Reise echt schuften. 
Doch wenn dann der Teppich wieder liegt und die Gadinchen haengen, die Koje eingerichtet ist, Vorraete an Bord sind, dann fühlt man sich zu Hause und dann kanns losgehen.
Hasan kauft auf dem kleinen Markt noch für die Reise ein. Alles kommt vom Dorf und ist absolut frisch und ökologisch.
Ich bin froh, dass wir heute den Yachthafen Bodrum verlassen. Ich fühle mich beklemmt. Erfahren die Leute, dass man eine Yacht hat, wird man von denen, die sich keine leisten können, schief angeguckt. Von den Handwerkern und anderen Leuten, die etwas zum Verkauf anbieten, wird man gnadenlos ausgezockt, weil man ja so reich ist und sogar eine Yacht besitzt. Von den reichen Besitzer der weissen Riesenyachten werden wir schief angeguckt, weil wir ja nur so eine kleine Rostbeule haben. Da ich wild gepuzt habe, sehe ich aus wie Aschenputtel unter den parfümduftenden Damen und Herren in schicken maritimen Köstümen. In Holland war das anders. Da hat fast jede dritte Familie ein Boot un die ganz Familie ist an dem Segelspass gemeinsam beteiligt. Schon die Kids baendeln die Fender und helfen an Bord mit. Ich frage mich, was das Segeln bedeutet? Es ist ein Sport und ein Boot zu haben bedeutet für mich, an Stellen dieser Welt zu gelangen, die man sonst anders nie erreichen würde. Hier im Yachthafen frage ich mich, von welchen Gefühlen die Menschen um mich herum wohl erfüllt sind.
Endlich segeln wir los. Hasan hatte anfangs noch Bedenken und traute dem Motorgeraeusch nicht ganz. Aber nach einer Weile war er dann doch sicherer. Wir erreichen die Insel Kos in Griechenland nach knapp 2-3 Stunden und legen im Yachthafen von Kos an. Dort deklarieren wir auch ein, weil wir ja jetzt in Griechenland sind. Am spaeten Nachmittag und am Abend gehen wir in Kos spazieren. Kos  kennen wir ja schon und sehen uns einige noch unbekannte Stellen an.  Beim Einkaufen stellen wir fest, dass die Preise sehr gestiegen sind. Allerdings ist der Wein erfreulicherweise preiswert. So kann man im Restaurant einen Liter Hauswein für 6-10 Euro trinken. In der Türkei kostet ein Glas 5 Euro, denn die Islamisten sind der Meinung, dass man besser keinen trinken sollte.
Uns schmeckt der griechische Wein. Ihn abends nach der Hitze des Tages unter den Plantanen zu trinken, unter denen auch eins Hipokrates mal sass, wirkt besonders traumhaft. Dazu essen wir gebackenen Kaese. Der Platz, an dem Hipokrates lehrte, vermittelt eine eigenartige Stimmung. Ein Gefühl von Frieden, Endlosigkeit… zahlreiche Vögel zwitschern…
Hat man ein Boot, gehört es auch dazu mit technischen Problemen konfrontiert zu werden. Dann heisst es “Motordeckel auf” und man geraet in gemischte Gefühle von Hoffnung “ach das hab ich gleich wieder repariert” und Hoffnungslosigkeit wie “das kann teuer werden, wir brauchen einen Mechaniker oder Elektriker” oder “das kann lange dauern" oder gar "der Urlaub ist hin”. Traniert man damit wohl seine Staerke, etwas zu überwinden? Oder ist es die Blödheit, dass man nicht doch besser auf Nummer Sicher geht und eine preisreduzierte Pauschalreise bucht? Zuhause auf der Couch passiert nichts!
 Wir haben in Kos technische Probleme, die Hasan mit einer Affengeduld und in langer Arbeit zwar zum Teil beheben kann, aber wir sind auch noch auf Hilfe angewiesen. Das Personal des Yachthafens ist sehr behilflich und freundlich. In der Türkei mussten wir schon oft erleben, dass die Handwerker gerne abzocken, doch hier geben sie sogar Tipps, wie man Geld sparen kann. Ich  s t a u n e  über die Freundlichkeit und das direkte Benehmen der Einheimischen hier. 
Der Wirt unseres Weinlokals ist auch total drollig, er ist noch so, wie man sich einen alten originellen Südlaender vorstellt. Er redet und lacht dabei, preist an und lobt seine Küche. 
Leider brauchen wir zur Behebung der Probleme mehr als einen Tag. Der erste Frusttag war der Donnerstag. Den ganzen Nachmittag, haben wir, nachdem wir das Problem festgestellt hatten, in einen Gefühl von “gleich gehtes wieder” gehofft, geschuftet und geschwitzt. Morgen früh muss ein Mechaniker ran. Wir duschen ausgiebig und fahren dann mit dem Bus in ein türkisches Dorf, wo alle Leute Türkisch sprechen, denn die Insel war ja einst in türkischer Hand. Dort gibt es türkische Spezialitaeten, die aber unserer Ansicht noch viel besser sind als in der Türkei. 
Der Wirt füllt von sich aus ganz selbstverstaendlich den Tisch mit Tellern verschiedener Antipasti oder “Meze” und wir lassen einen Liter Rotwein kommen, um den Frust des Tages runterzuspülen. Abends weht lauer Wind, das Boot schaukelt sanft und laesst uns gut schlafen. Morgens werden wir wie in einem Alptraum wach, denn uns faellt ein, dass die Reparatur von gestern weitergehen muss. Auch der Mechaniker schafft nicht, was Hasan gestern nicht geschafft hat. Aber dann finden wir ein passendes Teil und Hasan schafft es am Ende doch selbst. Doch dann kommt ein neues Problem: ein elektrisches. Hasan findet den Fehler nicht, sodass wir einen Elektriker rufen. Scheisse! Ich brauche heute abend wieder von dem Hauswein. Hasan gibt mir einen Kuss und meint: “Es ist meine Pficht, für deine Sicherheit und dein Vertrauen zu sorgen. Es tut mir leid, ich hab es heute nicht geschafft”. Wie lieb...! o.k. bleibe ich weiter geduldig. 
Wir lassen uns nicht völlig die Freude nehmen, der Elektriker verspricht morgen sehr früh zu kommen, den Schaden zu beheben, sodass es danach weitergehen kann. Doch auch nach der Siesta ist er immer noch nicht erschienen. Der Morgen und die Siesta, die bis 17.00 h dauert, sind vorbei und wir müssen warten, können ohne den Eingriff dieses Elektrikers nicht weiter. Schrecklich, auf so einen Elektriker angewiesen zu sein. Ich könnte ihn zum Mond schiessen. Ich stosse ein Lob auf die deutsche Zuverlaessigkeit aus. 
Kos in der Daemmerung...
D r e i  Tage hat uns der Elektriker warten lassen. Ich verfluchte waehrenddessen alle Griechen dieser Welt und ihre Siesta. Waeren da nicht so viele andere nette Griechen wie Spiros, Stavyos, Markos und würde ich wünschen, Merkel würde alle Griechen aus der EU werfen. Aber alle Griechen, die wir hier treffen, sind zuvorkommend, hilfsbereit und unglaublich freundlich.
Die grosse Krise Griechenlands spürt man hier in Kos noch nicht. Dieser Ort hat eh und je vom Tourismus gelebt und hier geht es noch so weiter wie vorher auch.
Wir waren uns durch das Warten auf den Elektriker einerseits natürlich veraergert und  frustriert, doch durch Hasans Humor und durch seine Art, mit Dingen umzugehen, haben wir uns trotzdem nicht unterkriegen lassen. Hasan ruft einen türkischen Freund an und fragt ihn nach Tipps, da er sich mit elektrischen Problemen auskennt. Danach folgt eine rührende Solidaritaet der türkischen Freunde. Gleich anschliessend rufen Cemal und Ömer an. Ömer hat auch hier in Griechenland auch einen "arkadaş" (Freund). Ömer ruft den "arkadaş" an und dann geht es türkisch weiter: der macht Druck auf den unzuverlaessigen Elektriker und am Ende, nach 3 Tagen erscheint er.  Eigentlich ist auch der ganz nett. Wer weiss, warum er uns so versetzt hat. Schnell findet er das Problem: ein verstecktes Kabel war waehrend des Winters stark oxidiert und undicht, sodass es  immer wieder einen Kurzschluss gab. 
Auch die Tage des Wartens auf den Elektriker Vassilli verbringen irgendwie nett, und versuchen uns nicht zu aergern. 
Es werden wunderschöne Abend in Kos, einem Ort, der abends zu einen bunten Leben erwacht. Die Abende sind ganz angenehm, die Luft trocken, der Wind mild. Ein Hauswein schmeckt besser als der andere ebenso das Essen. Die alten historischen Burgen und Gebaeude, die hier die Osmanen und auch spaeter die Italiener hinterlassen haben, praegen Kos und sind abends romantisch beleuchtet, ebenso der schöne Hafen von Kos.
Aus dem alten türkische Hamam, dass zur Zeit als die Türken hier lebten (1523 bis 1913) enstand, sowie aus  der Moschee klingt laute Musik. Die haben heute andere Funktionen und sind zu Gaststaetten geworden. Einige Gebaeude erinnern auch an die Zeit der Besatzung durch die Italiener (1912 bis 1943). 
Ausserdem gibt zahlreiche Ausgrabungen aus der Zeit der Römer.
Nachdem Vasiili gestern endlich repariert hat, erledigen wir die Formalitaeten bei der Hafenpolizei und segeln los. Der Wind ist gut zum Segeln, er kommt allerdings aus dem Norden, d.h. wir haben ein bisschen Gegenwind. Mit gutem Ausrichten der Segel in Windrichtung kommen wir trotzdem in einer guten Geschwindigkeit recht gut vorwaerts. Nach knapp 2 Stunden kommen wir an der Insel Pserimos vobei. Sie ist unbewohnt und recht kahl. Dort wachsen allerdings viele Kraeuter, sodass uns waehrend wir an dieser Insel entlangfahren wunderbare Düfte nach Kraeutern entgegenströmen. 
Nach knapp einer weiteren Stunde erreichen wir die Insel Kalymnos. Die Vorfreude auf diese Insel wird getrübt. Der Wind hat zugenommen und durch die Beschaffenheit dieser Insel mit hohen Bergen an der Nord - und Westseite der Insel enstehen starke Windböhen, (auf englisch heissen sie Gust), sodass wir grosse Probleme bekommen. Durch den starken Wind zerreist eines der Segel, die Genua. Hasan sammelt sie zwar unter grosser Anstrengung ein, waehrend ich versuche mit dem Ruder dass Boot über Wasser zu halten. Geschafft... doch da passiert das naechste Unglück! (Fast wie bei Odysseus) Obwohl wir bereits im Hafen sind, ist der Wind so stark, dass das Boot stark abgetrieben wird. Als Hasan versucht dagegenzusteuern, platzt die Kupplung. Das Boot laesst sich nicht mehr steuern und wird in recht hoher Geschwindigkeit auf grössere Fischerboote zugetrieben. Der Anker haelt nicht, weil er sich in der Netzen der Fischer verfaengt. Mein Herz rast vor Aufregung, doch Hasan beruhigt mich und gibt ganz ruhig und klar Anweisungen. Die Fischer sehen unsere Not, plötzlich erscheinen aus all den anderen grossen Fischerbooten muskulöse Gestalten mit nackten Oberkörpern und in einer beeindruckenden Solidaritaet ziehen sie unser Boot an eins der grossen Fischerboote heran, sodass wir da am Ende sicher anlegen können. Das Bild aus der Ferne betrachtet muss ausgesehen haben wie in einem Abenteuerfilm. 
Die fleissigen Seeleute sind Aegypter, sie kommen auch noch zu uns, um uns wieder fröhlich zu stimmen und um zu sehen, was passiert ist. Sie geben Tipps und wollen helfen. Besonders einer der agyptischen Seeleute laesst es sich nicht nehmen, 
Hand anzulegen, er ist ein unglaublich freundlicher Mann. Unseren Dank erwidern sie mit "wir sind doch Seeleute... auf See selbstverstaendlich.
Ich bin erstmal fertig. Nein Hasan, bitte kein Boot mehr.... verkauf das Ding! 
Damit es mir nach dem Manöver besser geht, bringt er mich erst einmal zu einem Cafe und ich soll mir was Süsses zu essen kaufen. Süsses weckt bei mir immer wieder alle Lebensgeister. Hasan meint wie immer, dass es für alles immer einen Lösung gibt.
Einer der griechischen Fischer ruft uns einen Handwerker, Bayramis. Der Gute schwitzt und rackert, hat sofort den Bruch der Kupplung diagnostiziert, baut mit einem Freund in grosser Mühe das Teil aus und verspricht uns ein neues zu besorgen.
Am naechsten Morgen erklaert Bayramis, dass das neue Teil erst in ein paar Tagen kommen wird. So gehen wir davon aus, einige Tage auf Kalymnos zu verbringen. Der Mechaniker Bayramis ist ein sehr frteundlicher Mann und verlangt ganz faire Preise. In der Türkei ware die Reparatur bei weitem teuerer geworden. Wir vertrauen Bayramis sehr.

Kalymnos... 
Vielleicht ist diese Insel nicht ganz so schön, staendig rattern Motorraeder über die Strassen. Doch all die Leute, die wir in den naesten Tagen treffen sind einfach, natürlich, warmherzig, unverdorben und freundlich.
Die Freundlichkeit der Einwohner erfahren wir ganz besonders durch Niki. Sie ist eine Frau, die mit ihren drei Kindern, nachdem ihr Mann schwer krank wurde, ein Gasthaus bewirtschaftet. Von morgens 11 bis abends 1 arbeitet sie ununterbrochen, hat immer ein Lachen im Gesicht. Sie erfüllt uns jeden Wunsch. Bei ihr essen wir auch zu Abend. Morgens hole ich ofenfrische warme Teilchen aus der Baeckerei und bei Niki bestellen wir dazu unseren Kaffee. Internet, Strom, Klima.... und auch sonst alles gibt es bei Niki. 
Die Insel scheint ein kleines unverdorbenes Stückchen Welt zu sein. Alle Leute hier wirken unkompliziert und entspannt. Niemand schaut auf dein Geld, sondern auf deine Zufriedenheit.
Beim Frühstück erscheint ein fröhlicher Mann. Niki stellt ihn vor. Er erzaehlt fröhlich, dass er auch immer bei Niki einkehrt und dann seine Gitarre mitbringe, und es würde dann gesungen und getanzt. "Niki... das ist eine ganz tolle Frau... gutherzig zu allen Menschen" und "Bayramis, ist auch mein Freund, da habt ihr den besten Mechaniker gefunden. Er kommt auch manchmal hierher und dann tanzen und singen wir alle zusammen. Bis demnaechst..."
Wir haben nun das Problem mit der Kupplung dank Bayramis im Griff. Ich frage, mich es ob die Probleme mit dem Boot  gab, damit wir all diese netten Menschen kennenlernen und von ihnen lernen, was es heisst unkompliziert und natürlich freundlich zu sein. Ich fange an, diese Motorad-Knatterinsel zu mögen und freue mich über die netten Kontakte hier. Aber man könnnte glauben, dass es hier genau so viele Motoraeder wie Menschen gibt.
Freundinnen...
Diese Insel ist die Insel der Schwammtaucher. Es gibt viel Fischer und Taucher, viele einfache Cafes und Restaurants, in denen vorwiegend einheimische Gaeste sitzen. Ausser uns sind wenige Touristen im Ort. 
In der Zeit zwischen drei und sieben verschwinden auch hier alle auf den Strassen. S i e s t a... darüber habe ich meine Meinung geaendert. Es ist so heiss, da kann man tatsaechlich nicht arbeiten. Und dafür arbeitet man auch bis abends um neun. Ich habe bisher auch nur fleissige Griechen gesehen.



Waschtag..

Ein Fischer hat unser Boot inzwischen auf die andere Seite in den Yachthafen abgeschleppt und unser Boot liegt nun direkt gegenüber von Nikis Restaurant. 




Wir verbringen den den ganzen Tag in Nikis Laube und schliessen mit dieser netten Person Freundschaft. Sie serviert kleine Köstlichkeiten (von der Mama) oder eiskalte Wassermelone, presst uns frischen Orangensaft, Eiskaffee etc.pp. Als ich zahlen möchte, verlangt sie einen Damping-Pauschalpreis, was ich aber nicht akzeptieren möchte. Sie hilft uns, wo sie kann, findest sogar jemanden, der unser Segel wieder zusammenflickt. Dabei kommt alles wirklich vom Herzen... eine wunderbare Frau!

Nikis Tochter singt und musiziert. Am Abend findet ein grossartiges Rockkonzert am Kirchplatz statt. Das griechische Fernsehen ist auch da. Es wird eine prima Veranstaltung. 
Wir fühlen uns wieder sicher, Nikis Weisswein schmeckt sehr fruchtig ist ist immer bestens gekühlt. Die Insel ist sehr heiss aber ganz urtümlich. In der Zeit von 15.00 bis 20.00 Uhr gibts kein Knattern, denn da ist Siesta und die ist hier so heilig wie der deutsche Feierabend.
Grosse Seeleute...
und ganz kleine...